Historie der Didaktischen Design Patterns

 
 

1. Das Programm „Neue Medien in der Bildung“

Das auf Bundesebene initiierte und im Zeitraum 2000-2004 geförderte Programm Neue Medien in der Bildung wurde durch zahlreiche Förderungen auf Landesebene vorweggenommen sowie ergänzt. In Baden-Württemberg wurde in diesem Kontext Ende 1998 die Virtuelle Hochschule Baden-Württemberg (VIB) vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ins Leben gerufen. Die mit der Initiative avisierten Ziele bestanden auf vier Ebenen (vgl. Thurm, 2002, pp. 4-8):

1.bildungspolitisch (Konkurrenzfähigkeit erhalten und Studienangebot erweitern),

2.pädagogisch (Steigerung der Qualität und Effizienz des Lernen und Lehrens),

3.strukturell (Nachhaltigkeit und Transfer) und

4.wirtschaftlich (Entwicklung und Verkauf von Produkten).

Insgesamt sechs Projekte wurden im Zeitraum von fünf Jahren (1998 bis 2003) mit einem finanziellen Volumen von insgesamt 25 Millionen Euro unterstützt.

Die Pädagogischen Hochschulen Baden-Württembergs entwickelten als eines der sechs geförderten Projekte in einem Verbund didaktische Konzepte für (teil-) virtualisierte Seminarangebote. Der Einsatz verschiedener Typen computerunterstützter Lehrveranstaltungen ermöglichte eine weitergehende Freiheit von Ort und Zeit beim Lernen. Für eine didaktische Konzeptualisierung dieser neuen Veranstaltungsformen konnten die Pädagogischen Hochschulen auf praxisnahe Kompetenzen zurückgreifen.

Das Projekt stellte sowohl die Lehrenden an den Hochschulen als auch die Studierenden selbst als Zielgruppen in den Mittelpunkt. Die Medienkompetenz der beiden Gruppen sollte durch die Entwicklung und den Einsatz didaktischer digitaler Lehr-Lern-Arrangements (weiter-) entwickelt werden, um so ein Fundament für die spätere Nutzung virtueller Techniken - sowohl in Schule als auch Hochschule - zu schaffen. Begleitende Untersuchungen zur Akzeptanz der entwickelten und angewendeten virtuellen Arrangements wurden vom Evaluationsbereich des Projektes vorgenommen. Die erhobenen Ergebnisse bzw. deren Konsequenzen für eine Anpassung der Lehr-Lern-Arrangements legitimierten die weitere Anwendung durch die Lehrenden und sicherten letztendlich damit auch ihre Übertragbarkeit in andere Lehr-Lernkontexte.

Bei den entwickelten medialen Lehr-Lerneinheiten stand immer auch der Transfer, also die Übertragbarkeit und Nachhaltigkeit der didaktischen Konzepte im Vordergrund: Die systematisierten Konzepte konnten sich infolge der Projektaktivitäten - fundiert durch die begleitende Evaluation - als grundlegend und bei den Studierenden akzeptiert etablieren, da sie generalisierte Muster und Modelle für verwandte Seminarthemen beinhalteten.

Alle acht Teilprojekte des Projektes Virtualisierung im Bildungsbereich waren in einen fachspezifischen Kontext eingebunden, deren vorhandenen hochschuldidaktischen Lehr-Lernstrukturen als Grundlage für die Entwicklung entsprechender digitaler Arrangements herangezogen wurden. „Je nach Veranstaltungsform, Ansiedlung in Studienordnungen und fachlichen Erfordernissen werden verschiedene virtuelle Elemente eingebunden, so dass neue, integrative Konzepte für die Hochschullehre entstanden sind" (Löthe, 2001, p. 2). Die entwickelten und durchgeführten Lehrveranstaltungen waren teilvirtuell, d.h. IKT-Techniken wurden sinnvoll für geeignete Anteile der jeweiligen Veranstaltungen eingesetzt und sowohl fach-, medien- als auch hochschuldidaktisch reflektiert. Die vom Konzeptionsbereich durchgeführte Analyse der eingesetzten Lehr-Lern-Arrangements, die während des Einsatzes gesammelten Erfahrungen der Lehrenden und der Vergleich der Arrangements zwischen den verschiedenen Teilprojekten machte deutlich, dass sich zwei charakteristische Nutzungen virtueller Techniken gebildet hatten:

1.in Studienumgebungen für den Wissens- und Kompetenzerwerb und

2.in Seminaren im Hinblick auf kommunikatives Lernen.

Die Teilprojekte fokussierten jeweils Schwerpunkte in einem der beiden Nutzungstypen, entwickelten daraufhin entsprechende Lehr-Lernkonzepte und erprobten diese in ihren fachspezifischen Veranstaltungen.

In der Reflexion der unterschiedlichen Nutzungstypen wurde deutlich, dass Studienumgebungen besonders für den Einsatz in Lehrveranstaltungen des Grundstudiums, Seminare insbesondere für Veranstaltungen im Hauptstudium geeignet sind. Die Präsenzphasen einer Veranstaltung konnten auf diese Art und Weise von einem Kommunikationsprozess unterstützt werden, der zeit- bzw. ortsunabhängig geführt werden konnte. Dadurch bestand außerdem die Möglichkeit, Seminare zu einem speziellen Thema standortübergreifend an mehreren Hochschulen durchzuführen.


  1. 2.Das Projekt VIB

Innerhalb des VIB Projektes bestand großes Interesse daran, dass in dem Projekt konstruierte Wissen so zu dokumentieren, dass es nachhaltig im Hochschulkontext verankert werden kann, in dem andere Hochschullehrende auf das Wissen zugreifen und in ihrer eigenen Lehrpraxis anwenden können. Zu diesem Zweck wurde zwei unterschiedliche Transferstrategien verwendet, diese stehen im Folgenden im Mittelpunkt der Ausführungen.


Transferstrategien im Projekt VIB

Die während der ersten Projektphase (1998 bis 2001) konzipierten und erprobten Lehr-Lern-Arrangements sollten in der vom Land genehmigten Verlängerungsphase des Projekts über die Laufzeit des Projekts hinaus für die Hochschullehre nutzbar gemacht werden. Aus diesem Grund entwickelten drei so genannte Transfermitarbeiter an den beteiligten Hochschulen in enger Kooperation mit dem an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg angesiedelten Konzeptionsbereich ein Transferkonzept (vgl. Haussner et al., 2002, pp. 120-127; Vogel & Wippermann, 2005, pp. 39-41). Dieses beinhaltete zwei Ausprägungen:

1.Transferstrategien mit Fokus auf praktischer Nachhaltigkeit und

2.Transferstrategien mit Schwerpunkt auf theoretischer Nachhaltigkeit.


Erstere unterstützten die Entwicklung der notwendigen Medienkompetenz sowohl bei den Lehrenden als auch bei den Lernenden, damit teilvirtualisierte Lehr-Lern-Arrangements von allen Beteiligten im Hinblick auf den jeweiligen Lernprozess zielgerichtet eingesetzt und angewendet werden konnten.

Die Transferstrategien mit dem Schwerpunkt auf theoretische Nachhaltigkeit hingegen bestanden in der Dokumentation der innerhalb des Projekts erarbeiteten didaktischen Lehr-Lern-Arrangements und dem im Laufe der Projektzeit von den einzelnen Projektmitarbeitern erworbenen Wissen (vgl. Vogel & Wippermann, 2005, p. 41). Die Vorzüge der Transferarbeit werden in dem folgenden Zitat zusammenfassend dargestellt: „Another important goal of any design team is to capture the reasons for design decisions, and the experiences from past projects, to create a corporate memory of design knowledge. Such a repository can have many benefits: it helps avoid repeating errors of previous projects; it can introduce new team members to a project; and it can be used for training and education of newcomers to the field" (Borchers, 2001, p. 5).

Die Entwicklung der Didaktischen Design Patterns 2001-2003